Dreifacher Hexensabbat; neue Energien - die Schwierigkeit, in Trends zu investieren; Aussichten für Tesla und NVIDIA
Chart der Woche
Letzten Freitag war ein dreifache Hexensabbat (Triple Witching) an der Börse. So bezeichnet man ein Ereignis an den Finanzmärkten, dass am dritten Freitag bestimmter Monate stattfindet. Während des Triple Witching erreichen drei Arten von Finanzderivatkontrakten - Aktienoptionen, Aktienindexfutures und Aktienindexoptionen - alle am selben Tag ihren Verfallstag.
Warum das wichtig ist
An diesen Tagen müssen Händler und Anleger Entscheidungen über ihre Options- und Futures-Positionen treffen, was zu potenziellen Verschiebungen (und Chancen) an den Märkten führen kann. Dies kann zu verstärkter Handelsaktivität und erhöhter Preisvolatilität führen. In diesem Umfeld können sich Chancen ergeben. Aufgrund der mit dem Triple Witching verbundenen Risiken ist es für die Marktteilnehmer jedoch von größter Bedeutung, diszipliniert zu bleiben und ein striktes Risikomanagement zu betreiben.
Wie die Grafik oben zeigt, müssen an solchen Tagen zum Teil Termingeschäfte mit einem Volumen von über 2 Billionen abgewickelt werden. Damit dies reibungslos funktioniert, sind die grossen Banken und Handelshäuser bemüht, die Volatilität so tief wie möglich zu halten. Wenn Optionen, die seit Wochen wertlos sind, plötzlich an Wert zulegen, kann eine gefährliche Dynamik mit Nachschusspflichten und hohen Verlusten zu Tagesbewegungen von 5-10% führen.
Die Daten der Tripple Witching für 2024 sind:
- März 15, 2024.
- Juni 21, 2024.
- September 20, 2024. fed
- Dezember 20, 2024. fed
Hier fallen primär die Termine vom September und Dezember auf. In der gleichen Woche, am Mittwoch, werden die Entscheide der US-Notenbank zu den Zinssenkungen erwartet. Aktuell rechnet man im September mit der ersten und im Dezember mit der dritten Zinssenkung des neuen Zyklus. Sollten hier die Notenbanken die Anleger negativ überraschen, so haben diese zwei Wochen Crash-Potential. Ungeübte Anleger in Termingeschäften bleiben dem Markt in den zwei Wochen lieber fern, um nicht alle Gewinne zu verlieren.
Neue Energien - die Schwierigkeit, in Trends zu investieren
Die Energiewende ist in aller Munde. Milliarden sollen in den nächsten Jahren in die Produktion und Speicherung neuer nachhaltigere Energien verwendet werden.
Neben dem Wechsel zu nachhaltigen Energien nimmt aber aufgrund des Bevölkerungswachstums und dem Aufstieg von Millionen Menschen in Asien und den Schwellenländern in die neue Mittelschicht, nimmt der Energiebedarf weiter zu. Je nach optimistischer oder pessimistischer Schätzung wird der globale Energiebedarf bis 2050 zwischen 30% und 70% zulegen.
Der erwartete globale Anstieg des Energiebedarfs bis 2050 hängt stark von verschiedenen Faktoren ab, wie z. B. der Bevölkerungsentwicklung, dem Wirtschaftswachstum und den technologischen Fortschritten im Bereich der Energieeffizienz und -erzeugung.
Die Grafik illustriert die prognostizierten Entwicklungen der verschiedenen Energiequellen bis 2050. Hier wird deutlich, dass Wind- und Solarenergie das größte Wachstumspotenzial haben, mit einem prognostizierten Anstieg von 690%. Auch Nuklearenergie (+60%) und Hydroenergie (+45%) sollen zunehmen. Im Gegensatz dazu wird erwartet, dass die Nutzung von Kohle um 40% und die von Öl leicht um 1% sinken wird, während Erdgas nur eine marginale Zunahme von 0,3% verzeichnen könnte.
Wie kann man nun als Anleger davon profitieren? In Anbetracht dieser Zahlen erscheint die Lösung einfach. Eine Investition in das Thema "neue Energien" muss eine grosse Rendite bringen. Ein Anstieg von 609% muss sich für die Firmen in diesem Sektor und für Investoren lohnen.
In Anbetracht dieser Chancen wurden viele New Energy ETF aufgelegt. Hat sich eine Anlage gelohnt?
Die Grafik zeigt die Performance der iShares Global Energy und iShares Global Clean Energy ETFs. Während der iShares Global Energy ETF (schwarze Linie) seit 2008 insgesamt eine positive Entwicklung verzeichnet hat, zeigt der iShares Global Clean Energy ETF (orange Linie) eine volatilere Performance. Seit 2020 ist jedoch ein signifikanter Anstieg der globalen Energieaktien zu beobachten, während die Aktien der sauberen Energie nach einem starken Anstieg wieder rückläufig sind.
Wie kann es sein, dass alles über die Energiewende spricht, aber Anleger, die in Firmen in dem Sektor Geld investieren, Verluste machen?
Das lag an zwei Faktoren:
- Solarzellen und Windräder werden immer günstiger und viele neuen Anlagen werden installiert. Gleichzeitig kam es zu einem ruinösen Wettbewerb. China hat den Bereich der neuen Energien als strategisch relevant eingestuft. Die seltenen Erden, die zu 90% aus China kommen und für Solarzellen und Batterien verwendet wird, sollte lokal verarbeitet und nicht exportiert werden. Durch versteckte Subventionen stiegen die chinesischen Anbieter für Solarzellen zu Marktführer auf. US- und europäische Firmen hatten mit ihrer hohen Kostenstruktur keine Chance und gingen reihenweise bankrott oder wurden von chinesischen Firmen übernommen. Bei Batterien ist der Verdrängungswettbewerb noch voll im Gange und bei Elektroautos hat er erst gerade begonnen. Beiden Sektoren droht das gleiche Schicksal, wie den Herstellern von Solarzellen.Die Konsumenten profitieren von sinkenden Preisen und global kann so die Energiewende schneller gelingen, aber zum Preis einer völligen Abhängigkeit von China.
- Viele Firmen im New Energy Bereich sind kleinere Firmen mit neuen Technologien. Sie benötigen Fördergelder von Staat oder Kredite mit tiefen Zinsen.Covid hat dazu gefügt, dass viele Regierungen Fördergelder anders allozieren mussten und der beispiellose Anstieg der Zinsen seit 2021 hat zu massiv höheren Finanzierungskosten geführt. Beides Gift für kleinere Unternehmen, die nur auf Wachstum setzten.
Bei aller Liebe und Euphorie zum Thema neue Energien, sollte man nicht blind investieren, sondern die globalen Wirtschaftsentwicklungen kritisch beobachten und analysieren, ob diese für das Thema als Investor einen Einfluss haben.
Auch wir sind der Euphorie zu dem Thema erlegen und haben enthusiastisch investiert. Als erste Verluste auftraten, haben wir den Markt neu analysiert und konnten so noch rechtzeitig aussteigen, bevor es stark nach unten ging.
Das Thema ist aber nach wie vor interessant und kann Anlagechancen bieten. Aber aus unserer Sicht erst, wenn die Zinsen zu sinken beginnen. Das wird wohl erst Ende Jahres der Fall sein.
Zudem raten wir von ETFs ab und würden in dem Fall aktive Manager bevorzugen. Diese können in die Firmen investieren, die am wenigsten von dem ruinösen Preiskampf, den China auslöst, betroffen sind.
Aussichten für Tesla und NVIDIA
Im vergangenen Jahr kamen fast 70% der Gewinne des S&P 500 von nur 7 Aktien. Den Magnificant 7 (Apple, Google, Amazon, Microsoft, Meta, NVIDIA und Tesla. Auch in dem Jahr hat sich Mehrheit dieser Aktien positiv entwickelt, aber nicht alle. Zeit, die beste Aktie (NVIDIA) und die schlechteste (Tesla) näher anzuschauen.
Die Grafik zeigt die Entwicklung der Aktienkurse der Magnificant-7 im Vergleich zum S&P 500. NVIDIA konnte auch in dem Jahr 190% zulegen, Tesla hingegen verlor 30-40%.
Es gibt zwei grundlegende Anlagestrategien, die sich widersprechen:
- The Trend is your Friend:Dies ist einer der bekanntesten Börsenweisheiten. Trends gehen meist länger und weiter, als die Meisten denken. Hätte man Apple kurz nach dem Erfolg des iPhones verkauft, hätte man die grössten Gewinne verpasst, das Gleiche bei Google oder Amazon.
- Value-Ansatz basierend auf BewertungenDie Strategie basiert in erster Linie auf der Bewertung. Eine Aktie wird gekauft, wenn man sie zu einem Abschlag von mindestens 20% gegenüber dem inneren Wert kaufen kann. Wenn sie überbewertet ist, verkauft man sie.
Die Frage, die sich bei den Magnificant-7 stellt, ist: Wann ist genug, genug? Im Durchschnitt gelten Aktien mit einem P/E von über 25 als teuer. Die aktuellen PE's der Magnificant-7 sind: Meta, Google, Microsoft, Apple zwischen 25 und 40. Tesa hat ein P/E von 86, NVIDIA von 250 und Amazon von 312.
Ein P/E von 250 bedeutet: Würde man heute die Firma zu 100% kaufen, so müsste die Firma 250 Jahre den gleichen Gewinn machen wie heute, bis man ein Gewinn mit seiner Investition erziehlt. Erst im Jahr 251 wäre der Kauf amortisiert.
Da es die Börsenindizes noch nicht 250 Jahre gibt, nehmen wir Tesla mit einem P/E von 86 für den nächsten Vergleich. Wenn wir den S&P 500 betrachten; vor 86 Jahren gab es erst 30 dieser 500 Firmen. Prognosen über eine solch lange Zeit sind wie Kaffeesatz lesen.
Aber all die Argumente von den Value-Investoren hätte man schon Ende 2023 vorbringen können. Da lag das P/E von NVIDIA bei 50. Hätte man da verkauft, hätte man in dem Jahr den Gewinn von 190% verpasst. Daher nochmals die Frage: Wann ist genug, genug? Wie lange bleibt man investiert, wann soll man aussteigen?
Wenn man in Aktien wie die Magnificant-7 investiert, muss man den zugrunde liegenden Trend analysieren und sich eine Meinung bilden, ob dieser noch weitergeht. Zudem muss man sich fragen, ob das wirtschaftliche Umfeld zu dem Trend passt.
Tesla:
Zugrunde liegender Trend: Elektromobilität (Autos), Energiewende (Batterien).
Wer den Marktbericht von Beginn an gelesen hat, kennt die Antwort schon. Die dem Erfolg zugrunde liegenden Trends haben sich stark verändert.
Fördergelder werden sukzessive reduziert. In Deutschland wurde Ende 2023 der Förderbeitrag von EUR von 4'000 pro Elektroauto gestrichen. In der Schweiz muss man seit 2024 auch für Elektroautos Steuern bezahlen.
China hat sowohl den Sektor für Elektroautos wie Batterien für strategisch zentral eingestuft. Die chinesische Firma BYD (Beyond Your Dream) ist der weltweit grösste Hersteller von Elektroautos und beginnt nun den Markt in den USA und Europa zu erobern.
Wir wollen hier nicht missverstanden werden. Wir sagen nicht den Bankrott von Tesla voraus. Tesla ist eine gute und innovative Firma, die in vielen Bereichen ein wichtiger Marktplayer ist und bleiben wird. Aber die Magie ist vorbei und die Konkurrenz mörderisch.
Tesla kann immer noch eine gute Anlage für solche sein, die sich kurzfristige Gewinne versprechen. Nach den letzten Quartalszahlen und der Ankündigung von 100% Importzöllen auf Autos von BYD in den USA, hat der Kurs 50% zugelegt.
Aber in unserem langfristigen Depot haben wir Tesla Anfang 2024 entfernt.
NVIDIA
Zugrunde liegender Trend: Künstliche Intelligenz.
Die Grafik zeigt, wie viele Firmen im S&P 500 in den Pressekonferenzen des ersten Quartals 2024 den Begriff "Künstliche Intelligenz" erwähnt haben. 41% der Firmen wollen in den Bereich investieren und für sie angepasste Lösungen anschaffen. Der Trend ist ungeborochen.
Für die Entwicklung guter AI-Lösungen braucht es meist gute Sprachmodelle als Basis. Diese haben Open AI, Meta, Google, etc, mit viel Aufwand entwickelt. Neue Firmen, die Lösungen im Bereich AI anbieten wollen, haben hier eine hohe Einstiegshürde. Das war bisher, gilt aber seit einigen Wochen nicht mehr.
Meta hat sich entschieden, sein Sprachmodell Liama allen Entwicklern in einer freien Lizenz zugänglich zu machen. Das ist ein ähnlicher Schritt wie als Google sein Betriebssystem Android freigab. Alle Entwickler können nun, ohne zusätzliche Ausgaben sofort beginnen ihre neuen Lösungen zu programmieren. Die Rechenpower, um diese Lösungen dann zu betreiben, bietet nach wie vor nur eine Firma, fast konkurrenzlos an: NVIDIA.
China ist in dem Trend "Künstliche Intelligenz" auch aktiv. Die meisten Patentanmeldungen in dem Bereich kommen aus China. Aber aus China kommt bisher noch keine Killer-Anwendung in dem Bereich. Zudem hat China (noch nicht) die Expertise Chips herzustellen, die denen von NVIDIA nahekommen.
Trotz des irrsinnigen P/Es von 250 bleiben wir in NVIDIA, die wir seit 2020 in den langfristigen Aktiendepots halten, weiter investiert.
NVIDIA wird an diesem Mittwoch seine Quartalszahlen publizieren. Sollten diese Enttäuschen, werden wir die Kursschwäche nutzen, um die Position noch weiter auszubauen.
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