Marmot Market Report: Woche 10 2024 von Martin Bürki

Trendwende bei der Arbeitslosenrate in den USA? Keine Erholung im Immobilienmarkt in den USA, Bitcoin auf neuen Allzeithöchstständen.

March 13, 2024
5 min.
Marmot Marktbericht: KW 10 2024. Erfahren Sie die neuesten Finanznachrichten und verstehen Sie, was Sie davon erwarten können.

Chart der Woche

Quelle: Charlie Bilello, @charliebilello, 08.03.2024

In der letzten Woche wurden die Anzahl neu geschaffener Stellen und die Arbeitslosenrate in den USA publiziert. Die neu geschaffenen Stellen waren etwas höher als erwartet, aber die Zahlen von Januar und Februar wurden nach unten korrigiert. Dies hatte zur Folge, dass die Arbeitslosenrate von 3.7% auf 3.9% zunahm.

Warum das wichtig ist

Ist das nun die Trendwende am Arbeitsmarkt? Nach einer Zunahme der Erwerbslosigkeit kam es erst zweimal in der Geschichte, 1953 und 1689 zu einer nochmals tieferen Erwerbslosigkeit.

Mit Sorge wird zudem festgestellt, dass die neu geschaffenen Stellen meist keine Vollzeitstellen sind.

Quelle: Otavio (Tavi) Costa, @TaviCosta, 08.03.2024

Die Grafik zeigt die Entwicklung der neu geschaffenen Stellen, unterteilt in Vollzeitstellen und reduzierte Pensen. Im Jahr 2000 vor der Dotcom-Blase und 2007 vor der Finanzkrise sah man ein ähnliches Phänomen. Die Vollzeitstellen nehmen ab, aber die Part-Time-Stellen nehmen zu. Die Frage ist, ob dies aufgrund des Wunsches der Arbeitnehmer passiert, da sie mit einer 80% Stelle zufrieden sind oder ob es der Wunsch der Firmen ist um die Kosten zu optimieren und weil sie nicht an die stabile Wirtschaftslage glauben.

Die Arbeitslosenrate hat in den USA einen höheren Stellenwert als in den übrigen Ländern. In fast allen Ländern ist das Ziel der Notenbank, die Inflation zu kontrollieren. In den USA ist aber der Auftrag der Notenbank, die Inflation zu kontrollieren UND die Arbeitslosenrate tief zu halten. Die schlechten Zahlen vom Arbeitsmarkt haben dann auch sofort wieder Zinssenkungs-Fantasien aufkommen lassen.
Die Mainstream-Presse und ihre Anlageempfehlungen - warum liegt sie oft falsch,
Wir haben letzte Woche darüber geschrieben, warum die Mainstream-Presse mit ihren Prognosen so oft falsch liegt und einige Beispiele gezeigt.

Quelle: Tradingview, Twitter

Den Artikel haben wir eine Woche zu früh geschrieben, denn eines der meist gelesenen Börsenmagazine der USA, hat in der Woche ein noch besseres Beispiel gebracht.

Quelle: Sven Henrich, @NorthmanTrader, 09.03.2024

Die Titelseite des Börsenmagazins Barron's hatte diese Woche auf der Titelseite die Schlagzeile "Wette auf den Bullen - Aktien sind dazu verdammt weiter zu steigen".

Die Börse steigt, wenn mehr Anleger kaufen, als verkaufen. Mit solchen Titelseiten werden noch die letztmöglichen Investoren motiviert zu kaufen. Daher sind solche Titelseiten mehrheitlich ein Vorbote von einem Trendwechsel in den folgenden Wochen oder 1-2 Monate.
Keine Erholung im Immobilienmarkt in den USA

Etwas unbemerkt von der Euphorie an den Aktienmärkten entwickelt sich der Immobilienmarkt in den USA immer schlechter. Die nach wie vor hohen Zinsen machen allen Mühe, die refinanzieren müssen.

Quelle: Game of Trades, @GameofTrades_, 08.03.2024

Der Index zeigt den Median der Häuserpreise in den USA. Die Preise sinken stärker als in der Finanzkrise von 2007 bis 2009, die ja vom Immobilienmarkt ausgelöst wurde.

Quelle: Game of Trades, @GameofTrades_, 08.03.2024

Die Grafik zeigt die Anzahl Mehrfamilienhäuser, die bei dem staatlichen Immobilienfinanzierer Freddie Mac finanziert sind und die Zinsen nicht mehr bezahlen können. Wir sind bereits auf dem höchsten Stand seit 2013, aber bisher nicht auf den Höchstständen in der Finanzmarktkrise.

Obwohl die Wirtschaft nach wie vor gut läuft und die Arbeitslosenrate tief ist, verschärft sich die Krise im Immobilienmarkt immer mehr.

Bitcoin auf neuen Allzeithöchstständen

Bitcoin ist zurück auf neuen Allzeithöchstständen. Das heisst jeder, der bisher Bitcoin gekauft hat und sie behalten hat, ist im Gewinn. Oder etwas schmerzhafter: Jeder der einmal Bitcoin hielt und sie mit Verlust verkauft hat, wäre jetzt wieder im Gewinn. Es gibt das Sprichwort an der Börse "Die Hausse nährt die Hausse ("The boom nourishes the boom). Jeder, der aktuell Bitcoin hält, spricht nur positiv darüber. Das motiviert viele Anleger (wieder) einzusteigen.

Wir haben schon öfter über Bitcoin geschrieben. Einmal im November 2023. Seitdem ist der Bitcoin um 93% gestiegen. Und einmal im Januar 2024. Seitdem ist der Bitcoin um über 60% gestiegen. Beide Male haben wir auf das Halving und die Spot-ETF hingewiesen.

Quelle: YouTube; InvestAnswers, 08.03.2024, Zeitstempel: 6.19

Die Grafik zeigt die grossen Mittelzuflüsse in die amerikanischen Spot-ETFs auf Bitcoin. Die Balken über der Nulllinie zeigt die Verkäufe und die Balken unter der Nulllinie die Verkäufe.

Seit der Lancierung der Spot-ETF sind bereits USD 10 Milliarden in die Produkte geflossen. Das heisst 10 Milliarden in Bitcoin, sind dem Markt entzogen worden und liegen als Sicherheit bereit. Diesen Geldzufluss hat den Markt verändert und war massgeblich an dem Preisanstieg beteiligt.

Ein Grossteil des Effektes wir aber durch Grayscale abgefedert (schwarze Balken in der Grafik). Grayscale hatte den ersten und aktuell grössten Bitcoin Trust. Der Grund, dass sie Bitcoins verkaufen, liegt an dem Konkurs von grossen Bitcoin-Firmen wie Genesis. Die Konkursverwalter haben in den vergangenen Tagen zugestimmt, dass die Bestände von Genesis verkauft werden dürfen, um die Gläubiger zu bezahlen. Bald aber hat Grayscale alle Bestände verkauft und dann müssen sich die ETFs auf dem Markt eindecken.

Wenn sich die grossen ETFs auf dem Markt mit Bitcoins eindecken, gehen sie selten über den öffentlichen Marktplatz. Sie decken sich über die ausserbörslichen Käufe über die Markthäuser ab (OTC - Over the Counter Transactions).

Quelle: YouTube; InvestAnswers, 01.03.2024, Zeitstempel: 4.51

Die Grafik zeigt die Bestände, die die grossen Markthäuser an Bitcoins halten und sie über OTC-Transaktionen an die ETFs verkaufen. Die Bestände sind auf historisch tiefem Stand.

Der Markt für Bitcoin ist ein Markt wie jeder andere. Wenn mehr Kaufen als Verkaufen, so steigt der Preis. Das Angebot ist oder wird in den nächsten Wochen fast komplett austrocknen, aber die Nachfrage steigt durch die Spot-ETFs weiter.

Und in 40 Tagen folgt das Halving:

Quelle: Altcoin Daily, @AltcoinDailyio, 25.01.2024

Die Grafik zeigt die bisherigen Halvings. Bitcoin ist eine dezentrale Währung. Diese wurde so aufgebaut, dass keine Zentrale Stelle sie steuern oder manipulieren kann, wie die Zentralbanken das tun. Aktuell gibt es 18'825 Nodes. Das sind wie Kassenbücher auf der jede Transaktion aufgeführt werden muss. Wenn man mit Bitcoin bezahlt, so ist die Bezahlung erst erfolgt, wenn die Transaktion auf allen 18'825 Kassenbüchern eingetragen ist. Dieser Prozess braucht viel Rechenleistung. Die User die diese zur Verfügung stellen, werden belohnt, mit Bitcoins. Und diesen Prozess nennt man "mining". Die Belohnung ist seit der Auflage des Bitcoins festgelegt und wird in regelmässigen Abständen halbiert, eben das Halving oder die Halbierung.

Quelle: YouTube; Wisdom Bites, 28.02.2024, Zeitstempel: 3.26

Die Grafik zeigt die Preisentwicklung des Bitcoins seit 2011 und die bisherigen Halvings (grüner Kreis, 1). Bisher kam es immer 6 Monate im Vorfeld des Halvings zu einer Preissteigerung. Diese beschleunigte sich noch nach dem Halving. 2-3 Wochen direkt nach dem Halving, erfolgt aber meist eine Korrektur von 10-30% bis es wieder nach oben dreht.

Interessant ist auch, zu sehen, wie lange die Preissteigerung dauerte. Bisher markierte das Halving immer fast genau die Hälfte der Zeitspanne des Preisanstieges (rote Pfeile, 2). Rechnet man dies mit den aktuellen Zahlen aus, müsste der Bitcoin noch bis Anfangs September 2024 steigen.

Die nächste Halbierung der Belohnung erfolgt am 21. April 2024 (Halving Countdown). Das heisst auf den bereits zu erwartenden Angebotsschock der oben beschrieben ist, kommt jetzt noch eine zusätzliche Verknappung des Angebots.

Für Bitcoin gibt es daher nur einen Weg. Nach oben! Oder doch nicht?

Wie in jeder Geschichte der Börse gibt es auch ein ABER. Was in der Presse aktuell unterschlagen wird, ist die Struktur des Bitcoin-Marktes. 80% aller Bitcoins, die je hergestellt wurden, wurden noch nie gehandelt. Wir sehen also aktuell nur 20% des Volumens.

Bisher haben die Miner in jeder Korrektur ihre Bitcoins gehalten, oder sogar die Bestände noch ausgebaut. Wir kommen aber aktuell in Grössenordnungen, die den einen oder anderen Miner schwach machen. Da gibt es viele Leute, die Millionäre, Multimillionäre oder sogar Milliardäre wären, wenn sie verkaufen.  

Hier gibt es jedoch eine Einschränkung. Die Börsenplätze von Bitcoin sind nicht Börsenplätze, wie wir sie sonst für Aktien kennen. Die meisten sind in Länder domiziliert mit schwachen Gesetzten und keinem Anlegerschutz. Die meisten Börsenplattformen haben Restriktionen, wie viel man pro Tag in Bargeld abziehen kann. Bei vielen ist der Maximalbetrag 25'000. Ein glücklicher Besitzer von 100 Millionen in Bitcoin müsste also über 10 Jahre, jeden Tag den Maximalbetrag abziehen, wenn er sein ganzes Geld beziehen will.

Weiter oben haben wir beschrieben, dass jede Transaktion in Bitcoins in einem offenen Kassenbuch eingetragen wird. Daher kann man auch genau sehen, wer wie viele Bitcoins hält. Man sieht jedoch nur Namen wie "bc1qp8rx0u6ef9pwg5pa0608e3g grp5p237cz2dhkw9085etl4ne034ss4s2yt" und weiss den realen Namen des Users nicht. Dennoch, damit lässt sich genau und auf die Minute verfolgen, wer wie viele Bitcoins hält. Beginnen die grossen Anleger zu verkaufen, so sieht man dies sofort und je nach Verkäufer, könnte dies eine Lawine von Verkäufen auslösen und zum totalen Kollaps des Systems führen.

Man nennt das auch das Gefangenen-Dilemma. Bewegt sich keiner, gewinnen Alle. Bewegt sich einer, gewinnt dieser Alles (oder verliert nichts) und alle anderen können Alles verlieren.

Hoffen wir, dass sich keiner bewegt.

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